Spätestens jetzt beginnt auch für Bosch das neue Jahr. Gerade hat der Branchenprimus ein umfangreiches Update für seine eBike Flow App und damit das Smart System veröffentlicht. Der Sprung auf die Version 1.18 des App enthält zahlreiche neue Features, die für mehr Fahrkomfort sorgen und das Ausleben sportlicher Ambitionen erleichtern sollen. Hier erfahrt ihr das Wichtigstes kurz zusammengefasst.
1. Individuelle Fahrmodi
2. Ride Screen „Dynamische Anzeige“
3. Datenfeld „Herzfrequenz“
4. Neuer Fahrmodus für S-Pedelecs
5. Schnellmenü für die Navigation
6. Datenfeld „Höhenprofil“
7. Datenfelder „Fahrmodi-Nutzung“ und „Leistungsaufteilung“
1. Individuelle Fahrmodi
Nicht alles, was in diesem Update steckt, ist tatsächlich ganz neu. Manche Details wurden lediglich von den Systemen aus der Entwicklungsstufe 2 in die aktuelle Entwicklungsstufe 3 übertragen. Das gilt allerdings nicht für Feature Nummer 1 – das Nutzen (fast) aller Unterstützungsstufen, die Bosch per se für das Smart System definiert hat.
Gewöhnlich liefert ein E-Bike-Hersteller euer Modell mit vier Fahrmodi aus. Welche das sind, hängt davon ab, um was für eine Art von E-Bike es sich handelt und welchen Motor der Hersteller verbaut. Fahrt ihr zum Beispiel ein City-E-Bike, werdet ihr in der eBike Flow App bislang nicht den eMTB-Modus wählen können, weil der schlicht nicht eingerichtet wurde. Mit dem Update fällt diese Einschränkung weg. Ab sofort könnt ihr unter beinahe allen verfügbaren Fahrmodi maximal vier für euer System einrichten. Beinahe alle, weil spezielle Fahrmodi für S-Pedelecs weiterhin eben nur jenen Fahrrädern vorbehalten bleiben, deren Motor euch bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h unterstützt. Ähnliches gilt für den Cargo-Modus der E-Lastenfahrräder. Oder für den eMTB-Modus an einem E-Lastenfahrrad.
Für das eifrige Ausprobieren bleiben trotzdem genügend Unterstützungsstufen übrig. Zudem gibt es ja auch noch das individuelle Verändern der Stufen in der App. Das könnte den Spaß noch erhöhen.
Zur Liste der verfügbaren Optionen gelangt ihr über die Einstellungen der eBike Flow App unter dem Menü „Mein eBike“. Dort taucht der Punkt „Individuelle Fahrmodi“ auf. Nach einem Tippen darauf erscheint die aktuelle Auswahl. Ein wenig unscheinbar findet ihr unten auf dem Bildschirm die Option „Liste anpassen“. Klickt ihr da hinein, seid ihr an der richtigen Stelle, um das Setup zu verändern. Speichern lässt sich eure Entscheidung am Ende durch ein Tippen oben rechts in der Ansicht auf „Speichern“. Daraufhin wird die Änderung sofort aktiv.
- Beispielansicht für vier gewählte individuelle Fahrmodi
- Übersicht aller wählbaren individuellen Fahrmodi
2. Ride Screen „Dynamische Anzeige“
Als neu neu geht auch Feature Nummer 2 durch. Und zwar hat Bosch einen Ride Screen mit der Bezeichnung „Dynamische Anzeige“ erstellt. Dahinter steckt die Idee, dass der Hersteller euch je nach Fahrsituation Informationen anzeigen möchte, die in der Situation für euch am relevantesten sind.
Um eine solche Logik anzuwenden, muss das System natürlich erst einmal wissen, in welcher Fahrsituation ihr gerade steckt. Bosch löst dies über einen Sensor im Motor, der den Neigungswinkel zum Untergrund erfasst. Daraus resultierend unterscheidet die dynamische Anzeige zwischen vier Zuständen: bergauf, bergab, Ebene und Stillstand. Je nach Situation zeigt euch das Display automatisch wechselnde Screens mit folgenden Datenfeldern:
- Bergauf: Leistung der Fahrenden, Trittfrequenz, zurückgelegte Höhenmeter, aktuelle Höhe
- Bergab: aktuelle Geschwindigkeit
- Ebene: aktuelle Geschwindigkeit, zurückgelegte Strecke, verbleibende Reichweite im aktuellen Fahrmodus
- Stand: Höchstgeschwindigkeit, Durchschnittsgeschwindigkeit, zurückgelegte Strecke, Höhenmeter, Fahrzeit, verbleibende Reichweite im aktuellen Fahrmodus
In ersten Tests zeigt sich, dass dieses Feature durchaus seine Vorteile hat. Kritisiert wird jedoch eine gewisse Sprunghaftigkeit der Funktion. So erfolgt das Umschalten in einen anderen Screen bereits, wenn der Sensor nur für wenige Meter einen neuen Zustand registriert. Das erschwert das Verfolgen der Daten beispielsweise in einem Anstieg, der von kurzen ebenen Passagen oder einer kurzen Gegenabfahrt unterbrochen wird.
Nutzen könnt ihr die dynamische Anzeige derzeit ausschließlich auf dem Kiox 300 und Kiox 500. Navigiert dafür in den Einstellungen der eBike Flow App zum Menü „Mein eBike“. Dort wechselt ihr zur „Display-Konfiguration“. Fügt vielleicht am besten einfach einen neuen Screen hinzu. Wichtig: Wählt beim Layout einen Screen mit nur einem Datenfeld aus. Über das Plus-Zeichen könnt ihr die dynamische Anzeige wählen. Nach dem Aktivieren wird daraus ein neuer Screen. Im Gegensatz zu allen anderen Screens lässt sich die dynamische Anzeige nicht verändern. Das heißt, ihr müsst mit den Datenfeldern Vorlieb nehmen, die Bosch hierfür angelegt hat.
- Ansicht im Menü „Display-Konfiguration“
- Ansicht vor dem Aktivieren der Funktion
3. Datenfeld „Herzfrequenz“
Mehr Flexibilität gibt es dagegen bei den erweiterten Optionen, eure Herz- oder Pulsfrequenz anzuzeigen. Bislang funktionierte das im Smart System ausschließlich mit einer Apple Watch. Nach dem Update könnt ihr weitere Smartwatches oder Systeme mit Brustgurt mit dem E-Bike verbinden. Vorausgesetzt, das entsprechende Gerät erlaubt die Datenübertragung per Bluetooth. Das ist die Schnittstelle, die Bosch am Kiox 300 und am Kiox 500 dafür nutzt.
Unter der Bezeichnung „Herzfrequenz“ findet ihr die Option als Datenfeld in der nun schon mehrfach erwähnten Display-Konfiguration. Ihr könnt sie wahlweise auf einen eigenständigen Ride Screen legen oder einem oder mehreren Ride Screens hinzufügen, die ihr bereits erstellt habt. So begrüßenswert die Neuerung ist, so sehr enttäuscht die Tatsache, dass die Werte euch nur während der Fahrt angezeigt werden. Weder die Displays noch die App speichern sie in der Aufzeichnung der Touren ab. Im Nachhinein könnt ihr also leider nicht nachvollziehen, zum welchem Zeitpunkt der Fahrt ihr wie stark körperlich belastet wart.
Um euer Gerät zur Herzfrequenzmessung mit eurem E-Bike zu verbinden, braucht ihr erneut die eBike Flow App. Wechselt von den Einstellungen über das Menü „Mein eBike“ zum „eBike-Pass“ und klickt dort in das Untermenü „Komponenten“. Unter den bereits registrierten Komponenten befindet sich die Option „Neues Gerät hinzufügen“. Klickt darauf und schaut anschließend unter „Sonstige“ nach eurem Gerät. Das sollte dort auftauchen, sobald ihr an dem Gerät den Verbindungsmodus aktiviert habt. Nach dem Verbinden wird es als neue Komponente für euer E-Bike gelistet. Auf diese Weise lassen sich mehrere Geräte hinzufügen. Kiox 300 beziehungsweise Kiox 500 verbinden sich stets mit dem, das jeweils für das Display aktuell erreichbar ist.
4. Neuer Fahrmodus für S-Pedelecs
Die nächste Neuheit hinterlässt bei uns ein paar Fragezeichen. Für S-Pedelecs steckt in dem Update ein neuer Fahrmodus. Der Modus namens „Limit“ sorgt dafür, dass die Motorunterstützung bereits bei einer Geschwindigkeit von 25 km/h endet. Dadurch verbraucht der E-Antrieb deutlich weniger Strom und die Reichweite erweitert sich beträchtlich. Das leuchtet ein.
Zudem argumentiert Bosch, dass sich der Modus perfekt dafür eigne, auf gemeinsamen Ausflügen mit herkömmlichen E-Bikes eine passende Reisegeschwindigkeit zu finden. Erstens, warum braucht es dafür einen eigenen Fahrmodus? Das Tempo anpassen können alle auch mit einem Blick zu den anderen der Gruppe oder mit einem Blick auf den Fahrradcomputer. Zweitens, trotz reduzierter Geschwindigkeit bleibt das S-Pedelec ein S-Pedelec. Sprich, es darf nur auf ausgewählten Radwegen mit anderen Pedelecs oder Fahrrädern ohne elektrische Unterstützung gemeinsam unterwegs sein. Ganz zu schweigen von Touren durch den Wald. Typischerweise muss ein S-Pedelec ausschließlich auf der Straße fahren. Wie viele Menschen mit einem Pedelec würden solch einen Kompromiss eingehen wollen?

Der neue Fahrmodus erscheint auf dem Display in der Auswahl nach dem Eco-Modus.
Aus unserer Sicht liegt der größte Vorteil des neuen Limit-Modus in seiner automatischen Regelung der Motorunterstützung. Sie ähnelt dem Auto-Modus und möchte euch das Radfahren angenehmer machen, sobald ihr länger in einer bestimmten Geschwindigkeit dahinradelt. Das funktioniert ungefähr so: Sobald der Algorithmus für wenige Sekunden keine Geschwindigkeitsveränderung registriert, nimmt er die momentane Geschwindigkeit als entsprechenden Richtwert. Von da an versucht der Motor, euch konstant in diesem Tempo zu halten. Je nach Fahrsituation – plötzlicher Anstieg, Gegenwind, usw. – dosiert er seinen Einsatz und schiebt mal mehr, mal weniger an. Erkennt der Modus eine erneute Geschwindigkeitsveränderung durch Abbremsen oder weiteres Beschleunigen, wartet er die Situation ab und justiert sich anschließend neu.
Unendliche viele Gedanken braucht ihr euch über diese Sache jedoch nicht machen. Den Limit-Modus können lediglich E-Bike-Hersteller einem S-Pedelec mitgeben. Er lässt sich auch nicht nachträglich hinzufügen.
Mit dem Update kommt weiterhin ein Funktion, die euch den Umgang mit der Navigation erleichtern soll. Viele Schritte lassen sich bisher nur mithilfe der App erledigen. Nicht jeder möchte aber während der Fahrt immer wieder das Smartphone hervorholen. Deshalb hat Bosch ein Schnellmenü eingerichtet. Das erscheint, sobald ihr während der Fahrt für ein, zwei Sekunden die OK-Auswahl-Taste der Bedieneinheit – LED Remote, Purion 200 oder Mini Remote – gedrückt haltet. Mit den Richtungstasten gelangt ihr auf dem Kiox 300 oder dem Kiox 500 zu dem Punkt „Navigation“. Dort könnt ihr eine neue Fahrt zu bereits hinterlegten letzten Zielen starten, eure aktuelle Fahrt dahin umdirigieren oder die aktuelle Navigation beenden.

Über ein Schnellmenü lässt sich direkt am Display während der Fahrt das Ziel ändern oder die Navigation beenden.
6. Datenfeld „Höhenprofil“
Ebenfalls auf Kiox 300 und Kiox 500 beschränkt bleibt das neue Höhenprofil. Neu ist es allerdings nur im Smart System. Manche kennen es sicher noch vom Bosch Nyon und Bosch Nyon 2. Wie damals schon, seht ihr auch jetzt ein Höhenprofil eurer aktuellen Fahrt. Seid ihr spontan auf einer Route ohne Navigation unterwegs, seht ihr das Profil für die bis dato zurückgelegte Strecke. Fahrt ihr dagegen eine mit Navigation geplante Strecke, könnt ihr die gesamte Tour einsehen und wisst genau, welche Schwierigkeiten eventuell noch auf euch warten.
Die Speicherung des Höhenprofils löst Bosch besser als im Falle der Herzfrequenz. Aufgezeichnet wird unabhängig davon, ob ihr gerade die Navigation nutzt oder nicht. Ebenso zu jedem Zeitpunkt der Fahrt, also auch, solltet ihr das in der Navigation geplante Ziel erreicht und euch für eine Verlängerung entschieden haben. Was das für die gesammelten Höhenmeter bedeutet hat, könnt ihr später in der eBike Flow App nachschauen.
Wie die Herzfrequenz ist auch das Höhenprofil als ein Datenfeld in der App hinterlegt. Ob ihr daraus einen einzelnen Ride Screen macht oder als bestehenden Screens hinzufügt, entscheidet ihr allein. Beachtet aber, dass die Daten nur aufgezeichnet werden, solange Smartphone und eBike miteinander verbunden sind.

Im Display mit das Höhenprofil stets für einen Teil der Strecke angezeigt.
7. Datenfelder „Fahrmodi-Nutzung“ und „Leistungsaufteilung“
Wie viel leistet der Motor eures E-Bikes und wie hoch ist der Anteil eurer Muskelkraft, den ihr zum Vorankommen beisteuert? Die Antwort auf diese Frage liefert euch künftig das Datenfeld „Leistungsaufteilung“. Mit dessen Hilfe erkennt ihr auf dem Display, wie sich das Verhältnis zwischen eurer Leistung und der Motorleistung prozentual aufteilt. Und das in jedem Fahrmodus, in dem ihr gefahren seid.

Ride Screen zur Darstellung der Anteile von menschlicher und elektrisch bereitgestellter Leistung während der Fahrt
Welchen Modus ihr wie häufig genutzt habt, zeigt euch das Datenfeld „Fahrmodi-Nutzung“. In einem Kreisdiagramm fasst Bosch alle genutzten Modi zusammen. Fahrt ihr gerade zum Beispiel im Eco-Modus, seht ihr hervorgehoben und mit einer Prozentzahl versehen dessen Anteil. Wechselt ihr in den Tour-Modus, verändert sich die Anzeige und ihr erfahrt den Anteil dieser Unterstützungsstufe.

Bereits während der Fahrt erfasst das System, welchen Fahrmodus ihr wie oft nutzt.
Beide Informationen sind als Datenfelder angelegt. Wie bereits erwähnt, eröffnet sich so die Option, daraus einen eigenständigen Ride Screen zu erstellen oder existierende Ride Screens um die Funktion zu erweitern.
Bilder: Bosch eBike Systems
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