Im Dezember 2024 kündigte der deutsche E-Bike-Hersteller Waldbike als erste Marke an, im Jahr 2025 Fahrräder mit dem neuen Brose Drive 3 auf den Markt zu bringen. Nun hat der nächste Hersteller, Campus, angekündigt, Modelle mit diesem Elektroantrieb einführen zu wollen. Höchste Zeit also, sich das neue System von Brose genauer anzusehen.
1. Brose Drive 3 – There Engine
2. Brose Drive 3 – der Akku
3. Brose Drive 3 – die Bedieneinheiten und Anzeigen
4. Erste E-Bikes mit dem Brose Drive 3
1. Brose Drive 3 – der neue Motor
Jeder, der auf der Eurobike 2023 in Frankfurt am Main vorbeigeschaut hat, weiß, dass Brose ein neues E-Bike-System entwickelt. Auf seinem Messestand zeigte der Hersteller aus Berlin ein eigenes E-Mountainbike, das für Testfahrten konzipiert ist. Zu sehen waren nicht nur ein neuer Motor, sondern auch weitere Komponenten des kommenden Antriebs mit Akku, einem im Oberrohr integrierten Display und einer kleinen Bedieneinheit.
Bis dahin kannten wir bei Brose diese Motoren:
- Brose Drive C für City-E-Bikes
- Brose Drive S für E-Mountainbikes
- Brose Drive T für Trekking-E-Bikes
- Brose Drive TF für S-Pedelecs
- Brose Drive H für E-Lastenräder
Von jedem Motor gab es eine Variante mit einem Gehäuse aus Aluminium und Magnesium. Sie hießen damals Brose Drive C Alu, Brose Drive C Mag, Brose Drive S Alu, Brose Drive S Mag und so weiter.
Höhere Spannung in der Zukunft
Die neuen Produkte – sowohl der Motor als auch alle anderen Komponenten – unterscheiden sich in einem entscheidenden Punkt von ihren Vorgängern. Gemeint ist die Betriebsspannung. Brose stellt beim Brose Drive 3 auf eine Spannung von 48 Volt um. Vorher waren es 36 Volt. Den gleichen Ansatz verfolgt beispielsweise ZF mit seinem Bike Eco System. Generell gelten folgende Merkmale als Vorteile von 48-Volt-Systemen gegenüber 36-Volt-Systemen:
- Es können mehr Leistung und höhere Geschwindigkeiten erreicht werden
- einfacheres Wärmemanagement im Motor
- Akkus mit höherer Kapazität für größere Reichweiten
- höhere Ladegeschwindigkeit
- Größerer Spielraum für den Anschluss zusätzlicher Komponenten
- Synergieeffekte durch die Verwendung von Teilen aus dem Automobilbereich aufgrund des lokalen 48-Volt-Standards
Wie viele verschiedene Motoren es für den Brose Drive 3 gibt, können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit Sicherheit sagen. Auf der Website des Herstellers ist derzeit nur ein Gerät zu finden: der Brose Drive 3 Peak. Auf der Eurobike 2023 hieß es, dass mindestens drei weitere Ausbaustufen und einige Sonderanwendungen für S-Pedelecs und E-Lastenräder in Planung seien. Ob jeder Motor mit unterschiedlichen Gehäusen erscheinen wird, ist noch nicht bekannt.
Topmodell zuerst vorgestellt
An der Spitze der Motorenpalette wird künftig der Brose Drive 3 Peak stehen. Als stärkster Motor ist er vor allem für den Einsatz an E-Mountainbikes und anderen E-Bikes gedacht, die besonders leistungsstark sein müssen. Trotz dieses gesteigerten Potenzials ist der Brose Drive 3 Peak rund 15 Prozent kleiner als bisherige Motoren. Platzgewinn wurde vor allem im hinteren Bereich erzielt, wo der Motor eines E-Mountainbikes mit den Drehpunkten des Hinterbaus und des Dämpfers in Kontakt kommt. Dies gibt den E-Bike-Herstellern in Zukunft mehr Freiheiten bei der Integration.
Hinter der Schrumpfung des Motors steckt ein kompletter Strategiewechsel. Brose verabschiedet sich von der Riemenkonstruktion und setzt stattdessen auf ein Zahnradgetriebe um. Das Innenleben wurde komplett auf den Kopf gestellt. Das neue Design ist letztendlich der Grund dafür, dass das Gehäuse nun weniger Volumen einnimmt.
Neue Technologie, bekannte Vorteile
Laut Hersteller soll das Topmodell weiterhin über die typischen Brose-Merkmale verfügen. Dies gilt insbesondere für eine hohe Leistungsentfaltung, Bedienbarkeit auch bei niedrigen Trittfrequenzen von 60 Umdrehungen pro Minute und ein angenehm leises Motorgeräusch. Ob das der Fall ist, werden entsprechende Testfahrten zeigen. Die Motorleistung lässt sich zumindest aus dem Datenblatt ablesen. Mit den dort genannten 95 Newtonmetern Drehmoment übertrifft beispielsweise der Brose Drive 3 Peak die 85 Newtonmeter des aktuellen Bosch Performance Line CX. Vom Motor des DJI Avinox und seinen maximal 120 Newtonmetern ist er allerdings weit entfernt.
Im Grunde handelt es sich um einen Motor für Pedelecs. Im Dauerbetrieb leistet er daher die üblichen 250 Watt. Kitzelt man das Maximum aus ihm heraus, sind es in der Spitze 600 Watt. Der Brose Drive 3 Peak unterstützt Sie bis zu einer Geschwindigkeit von 25 Stundenkilometern – maximal bis zu 420 Prozent. Mit einem Gewicht von 2,9 Kilogramm wiegt es rund 200 Gramm mehr als ein Bosch Performance Line CX.
Über die Anzahl der Supportstufen können wir derzeit keine Angaben machen. Sicher ist nur, dass eine Schiebehilfe auf jeden Fall vorhanden sein wird.
Motor Brose Drive 3 Peak im Überblick
- Betriebsspannung: 48 V
- Dauernennleistung: 250 W
- Spitzenleistung: 600 W
- Unterstützung bis: 25 km/h
- Drehmoment: 95 Nm
- Maximale Unterstützung: 420 %
- Gewicht: 2,9 kg
- Achsbreite: 136 mm
Aktualisieren: Yamaha hat nun ein Update für den Motor unter seinem neuen Namen Qore Drive3 Peak angekündigt. Damit erhält er Ende 2025 mehr Leistung, höheres Drehmoment und mehr Unterstützung. Alle Details finden Sie hier.
2. Brose Drive 3 – der Akku
Zumindest anfangs setzt Brose bei den Akkus ausschließlich auf Lösungen, die vollständig in das Unterrohr des E-Bike-Rahmens integriert werden können, also Intube-Akkus. Bei der Gestaltung folgte Brose dem „Keep it simple“-Prinzip. Es gibt ein einzelnes Aluminiumgehäuse. Es ist sehr nüchtern, einfach eckig ohne jeglichen Schnickschnack. Je nach Ausführung befinden sich im Inneren unterschiedlich viele Zellen. Der größere der beiden verfügbaren Akkus bietet eine Kapazität von 814 Wattstunden. Die kleinere Version hat 632 Wattstunden.
Rein gewichtsmäßig gibt es nur minimale Unterschiede. Vier Kilogramm der größeren Batterie stehen 3,8 Kilogramm der kleineren gegenüber. Der einzige Effekt, der später sichtbar wird, liegt in der Gewichtsverteilung. Bei der Version 632 sind die Zellen so platziert, dass sie möglichst nahe am Tretlager liegen. Dadurch verlagert sich der Schwerpunkt des E-Bikes genau dorthin, wo es am besten kontrolliert werden kann. Im Allgemeinen ist das Gehäuse tendenziell kürzer und breiter. Brose möchte sicherstellen, dass auch bei kleinen Rahmengrößen der Akku mit der größten Kapazität hineinpasst.
E-Bike-Hersteller können beide Akkus entweder fest im Rahmen oder abnehmbar ausbilden. Im zweiten Fall bietet der zugehörige Akkudeckel die Möglichkeit, einen Magnetverschluss von Fitlock anzubringen. Mal sehen, wie viele Hersteller sich letztendlich dafür entscheiden werden.
Brose Akku 48V im Überblick
- Kapazität: 632 Wh / 814 Wh
- Gewicht: 3,8 kg (632 Wh) / 4,0 kg (814 Wh)
- Maße in mm: 388,5 x 83,3 x 65,3
3. Brose Drive 3 – die Bedieneinheiten und Anzeigen
Brose Allround-Steuergerät
Mit dem Allround hatte Brose für seine bisherigen Elektroantriebe ein solides und einfach zu bedienendes Steuergerät im Programm. Dies hat sich der Hersteller offenbar beim Brose Drive 3 zum Vorbild genommen. Auf dem beiliegenden Produktblatt heißt es noch Brose Allround. Um eine gewisse Differenzierung zu gewährleisten, könnte man vielleicht von einem Brose Allround 2.0 sprechen.
Die Bedieneinheit vereint erneut Tasten mit einem kleinen Display. Es ist nun rechteckig statt quadratisch und verfügt über ein auf 1,9 Zoll gewachsenes TFT-Farbdisplay. Im Display erscheinen folgende Informationen:
- Geschwindigkeit
- Fahrmodus
- Batteriestand
- erreichen
- Route
- Gesamtkilometer
- Zeit
- Fehler- und Serviceinformationen
Verbesserte Ergonomie
Sowohl die Form als auch die Anordnung der Tasten auf der Bedieneinheit haben sich geändert. Die Inspiration dafür kommt laut Brose wohl vom Motorrad. Ziel war es, die Bedienung für diejenigen zu vereinfachen, die lieber mit Vollfingerhandschuhen fahren. Ab sofort geben die Tasten ein taktiles Feedback, sodass Sie sofort erkennen können, ob Sie richtig geklickt haben oder nicht. Wenn es um Sie herum nicht zu laut ist, kann dies auch akustisch registriert werden.
Neben den beiden Auf- und Ab-Tasten befinden sich seitlich noch zwei weitere Wippen. Damit können Sie beispielsweise zwischen den verschiedenen Ansichten auf dem Display wechseln. Die Wippen sollen vor allem als Reserve für die Zukunft dienen, damit Funktionen umgesetzt werden können, die noch nicht an Bord sind.
Völlig neu ist die USB-C-Schnittstelle zum Laden externer Geräte. Es ist hinter einer kleinen Gummiabdeckung auf der Vorderseite der Steuereinheit unterhalb des Displays versteckt.
Brose Control-Fernbedienung
Alternativ zum Brose Allround 2.0 kann die Brose Control Remote am Lenker erscheinen. Diese kleine Steuereinheit ohne Bildschirm wird kabellos per Bluetooth mit dem Elektroantrieb verbunden. Damit ähnelt es beispielsweise der Mini Remote von Bosch. Über die mehrfach belegbaren Tasten der Brose Control Remote können Sie die Fahrmodi auswählen, das Menü steuern, die Gehhilfe aktivieren und die Beleuchtung am E-Bike ein- und ausschalten.
Brose Control Integrate
Die Brose Control Remote wird immer mit dem neuen, im Oberrohr integrierten Display kombiniert. Brose nennt dies das Brose Control Integrate. Sein hochformatiges TFT-Farbdisplay misst zwei Zoll in der Diagonale und ist damit etwas größer als das des Brose Allround 2.0. Folgende Informationen werden Ihnen angezeigt:
- Geschwindigkeit
- Kadenz
- Fahrmodus
- Batteriestand
- erreichen
- Route
- Gesamtkilometer
- Zeit
- Fehler- und Serviceinformationen
Abgesehen von der Trittfrequenz entspricht die Reichweite der des Brose Allround 2.0. Ebenso wie das Display am Lenker verfügt auch das Brose Control Integrate über einen USB-C-Anschluss. Verschiedene mobile Geräte können an die Stromversorgung des E-Bike-Systems angeschlossen und während der Fahrt aufgeladen werden. Der Hafen dient auch als Serviceschnittstelle für Fahrradwerkstätten. Ein im Display integrierter Lichtsensor passt die Beleuchtung an die Helligkeit der Umgebung an.
Wichtig: Das komplett neue Brose Drive 3 ist nicht abwärtskompatibel. Dadurch können bei E-Bikes mit älteren Antrieben keine der neuen Komponenten hinzugefügt und ausgetauscht werden. Der Grund dafür ist der Unterschied in der Betriebsspannung von 48 Volt bzw. 36 Volt.
4. Erste E-Bikes mit dem Brose Drive 3
Ende letzten Jahres überraschte Waldbike mit der Nachricht, dass man Ende 2025 mehrere E-Bikes mit dem Brose Drive 3 präsentieren wollte. Was nicht überraschend war, war die Tatsache, dass Waldbike auf einen Brose-Antrieb setzen würde. Das macht der Hersteller aus Calw bereits seit seiner Gründung im Jahr 2022. Beeindruckender war die Tatsache, dass es sich hierbei um die erste öffentlich bekannt gewordene Integration der 48-Volt-Technologie von Brose handelte.
Nun ist Campus ein weiterer Hersteller, der das gleiche Ziel verfolgt. Der Herbst 2025 ist der Zeitpunkt, ab dem neue Modelle ausgeliefert werden sollen. Nach Angaben des Unternehmens handelt es sich dabei um City-, Trekking- und SUV-E-Bikes. Waldbike hat Touren-E-Bikes, Hardtail-E-Mountainbikes sowie vollgefederte All-Mountain- und Enduro-E-Mountainbikes angekündigt.