Seit 2017 gehört mit dem Terra ein echtes Gravelbike zum Sortiment von Orbea. Von Anfang an stand es immer ganz oben auf der Verkaufsliste. Acht Jahre nach seiner Einführung präsentiert der spanische Hersteller nun sein allererstes E-Gravelbike. Ob das Orbea Denna auch das Zeug zum Kassenschlager hat und wie es sich von Orbeas E-Rennrad Gain unterscheidet, erfahren Sie in diesem Artikel.
1. Erfolgsrezept Mittelmotor
2. Spezifische Motorprofile
3. Versprechen einer bemerkenswerten Reichweite
4. Viel Platz für breite Hausschuhe
5. Carbonrahmen mit Flex?
6. Orbea Denna mit einer großen Modellvielfalt
1. Erfolgsrezept Mittelmotor
In seinen Pressemitteilungen betont Orbea, dass mit der neuen Orbea Denna Grenzen aufgehoben würden. Dies muss auch der Fall sein. Zumindest für alle, die vom Rennrad kommen, aber lieber abseits des Asphalts Spaß haben. Oder für diejenigen, die mit dem Mountainbike oft in technisch einfacherem Gelände unterwegs sind und gerne schnellere oder längere Strecken zurücklegen möchten. Orbea hat in der Vergangenheit tendenziell beide Zielgruppen an die Konkurrenz verloren.
Jetzt startet der Hersteller mit dem Denna eine Charme-Offensive für alle Gravel-Fans. Und dafür wählt er einen Ansatz, der die Eigenschaften eines E-Rennrads mit denen eines Hardtail-E-Mountainbikes in seinem eigenen E-Gravelbike vereint. Das bedeutet zum Beispiel den Abschied vom Hinterradnabenmotor, den man vom Orbea Gain kennt. Stattdessen fiel die Wahl auf den derzeit stärksten Mittelmotor von Shimano, den EP801. Damit beschäftigt sich Orbea schon lange bei seinen E-Mountainbikes Rise und Urrun. Es gibt also viel Erfahrung mit der Einheit. Und offenbar waren sie so überzeugend, dass man sich für diesen Antrieb entschieden hat. Nehmen Sie also lieber ein etwas höheres Gewicht in Kauf und nutzen Sie die Vorteile eines Vollmotors.
2. Spezifische Motorprofile
Laut Orbea wird es sich beim Denna um ein Gravel-orientiertes E-Rennrad handeln. Diese Besonderheit setzt der Hersteller überwiegend elektronisch um. Basierend auf Shimano-Hardware verleihen die selbstentwickelte Motor-Firmware und entsprechende Motorabstimmung dem Antrieb seine ganz eigene Charakteristik. Ziel war es, die Reichweite zu erhöhen und auch auf losem Untergrund möglichst viel Traktion zu bieten. Der Shimano EP801 wurde offenbar etwas gezügelt.
Das Ergebnis heißt „Gravel“ und „Gravel Plus“. Bei beiden handelt es sich um vorkonfigurierte Motorprofile, die in der App ausgewählt werden können. „Gravel“ möchte Ihnen ein möglichst natürliches Fahrerlebnis bieten. Ok, im Prinzip sagen das alle Hersteller von Elektroantrieben. Im Fall des Orbea Denna bedeutet das, dass der Motor im Eco-Modus fast auf das absolute Minimum eingestellt ist. Sanfteste Reaktion beim Anfahren aus dem Stand. Drehmoment auf 20 Newtonmeter reduziert. Für den Unterstützungscharakter wird Stufe 2 ausgewählt, die in 15 Stufen von Eco bis Kraftvoll reichen kann. Selbst im Boost-Modus bleiben die Werte bei einem Drittel dessen, was der Motor im Maximum erreichen könnte.
Wer möglichst lange von der Unterstützung des Motors profitieren möchte, eine hohe Trittfrequenz mitbringt und meist auf rollenden Untergründen unterwegs ist, dem wird dieses Profil gefallen. „Gravel plus“ hingegen empfiehlt sich, wenn Sand, Kies, Wurzeln und grober Asphalt das Vorankommen erschweren und man mehr Drehmoment bei niedrigeren Trittfrequenzen wünscht. Auch da gibt es bei den Fahrmodi Eco, Trail und Boost noch viel Luft nach oben. Die App gibt Ihnen jedoch genügend Freiraum, um die Vorgaben von Orbea durch eigene Ideen zu ersetzen. Immerhin sind grundsätzlich 85 Newtonmeter Drehmoment und 350 Watt Spitzenleistung möglich. Sie müssen nur gleichzeitig Ihre Erwartungen an die Reichweite senken.
3. Versprechen einer bemerkenswerten Reichweite
Der fest im Unterrohr verbaute Akku hat standardmäßig eine Kapazität von 420 Wattstunden. Laut Orbea können daraus maximal 3.500 Höhenmeter generiert werden. Ob dies in der Praxis tatsächlich realisierbar ist, können wir nicht sagen. Als Vorsichtsmaßnahme könnten Sie sich einen Range Extender für das System besorgen. Es wiegt nur rund ein Kilogramm und hat zusätzlich 210 Wattstunden. Als Schnittstelle für den Zugriff auf den Elektroantrieb dient das bekannte EN600-L-Steuergerät von Shimano. Das beeinträchtigt das Fahrerlebnis ein wenig. Leider bietet Shimano derzeit keine Bedieneinheiten an, die sich geschickter an einem Rennlenker platzieren lassen. Andere Systemhersteller haben hier längst weitere Fortschritte gemacht.