Eingefleischte E-Biker assoziieren die Traditionsmarke Bianchi und ihre charakteristische Celeste-Farbe möglicherweise nicht sofort mit Mountainbikes im Allgemeinen und E-Mountainbikes im Besonderen. Doch längst ist das Unternehmen aus Treviglio mit fast 30.000 Einwohnern mit der Zeit gegangen. Von Rennrädern über Gravelbikes, Trekkingräder, Citybikes bis hin zu Mountainbikes decken die Lombarden mittlerweile so ziemlich alles ab, was die Welt der E-Bikes zu bieten hat. Das E-MTB ist mit seinen neun Modellreihen einer der zentralen Eckpfeiler dieser Strategie.
Chassis genau im Sweet Spot
Mit seinem Federweg von 150 Millimetern an der Federgabel und 140 Millimetern am Hinterbau bedient das neue Bianchi E-Vertic FX eine Kategorie, mit der sich wahrscheinlich viele von euch identifizieren können. Das Federungssystem bietet mehr Komfort als ein Cross-Country-Bike, das mehr auf Geschwindigkeit und geringes Gewicht setzt. Gleichzeitig bleibt es deutlich unter den Enduro-Autos. Ihr deutlich größeres Federsystem erweist sich erst in sehr unwegsamem Gelände und bei größeren Sprüngen als echter Vorteil. Mit dem E-Vertic FX sind Sie bei allem, was zwischen diesen beiden Polen liegt, in guten Händen. Und mit der entsprechenden Fitness und dem nötigen technischen Fahrkönnen lässt sich das untere und obere Ende dieser Skala noch weiter verschieben.
Bei der Neugestaltung des E-Vertic FX hat sich Bianchi auf das Handling des vollgefederten E-Mountainbikes konzentriert. Nach eigener Aussage soll es Gewicht verlieren und gleichzeitig an Manövrierfähigkeit gewinnen. Hierzu wurde vor allem der Lenkwinkel verändert. Mit 64,5 Grad ist es nun etwas flacher als zuvor. Dadurch soll Ihnen die Neuheit mehr Stabilität und Sicherheit beim Fahren geben. Keine Sorge, es wird nicht lange träge sein. Der steile Sitzwinkel von 77 Grad zusammen mit der Kettenstrebenlänge von 461 Millimetern verhindern dies. Die Kombination sichert dir ein hohes Maß an Dynamik im Aufstieg. Durch die Größe der Kettenstrebe bleibt der Kontakt zwischen Vorderrad und Boden auch bei steilen Passagen recht lange erhalten.
Bosch-Elektroantrieb
Der eingebaute Antrieb durch das Smart System von Bosch passt hervorragend zu dieser Agilität. Wie erwartet setzt Bianchi auf die aktuelle Bosch Performance Line CX. Seine Leistung von 85 Newtonmetern, 600 Watt in der Spitze und 340 Prozent Unterstützung wird mit dem Update der eBike Flow App, das für Anfang Juli erwartet wird, gesteigert. Anschließend können Sie in der App die Maxima auf 100 Newtonmeter, 750 Watt und 400 Prozent hochdrehen. Die einzige Herausforderung, die bleibt, besteht darin, diese Kraft jederzeit auf dem Trail nutzen zu können. 😉
Zumindest geht Ihnen der Saft nicht so schnell aus. Im Unterrohr befindet sich der große Bosch PowerTube mit 800 Wattstunden Kapazität. Bianchi geht davon aus, dass man auf den Trails Distanzen von bis zu 100 Kilometern zurücklegen kann oder dass der Motor einen rund sieben Stunden lang unterstützt. Wenn Ihnen das nicht reicht, können Sie den Bosch PowerMore hinzufügen. Durch den Range Extender erhalten Sie zusätzliche 250 Wattstunden, was die Reichweite um etwas mehr als ein Viertel erhöht. Allerdings gehört der Akku nicht zur Serienausstattung.
Kleinere Unterschiede zwischen den Versionen
Apropos Standardausrüstung. Dies ist bei den beiden Versionen des Voll-E-MTB, dem Bianchi E-Vertic FX 9.1 und dem Bianchi E-Vertic FX 9.2, weitgehend identisch. Beim Antrieb bedeutet das beispielsweise eine mechanisch schaltbare Sram SX Eagle Kettenschaltung mit zwölf Gängen und eine hydraulische Sram DB4 Scheibenbremse mit vier Bremskolben. Allerdings gibt es Unterschiede im Federsystem. Das Topmodell Bianchi E-Vertic FX 9.1 verfügt über eine RockShox Lyrik Federgabel, während am Bianchi E-Vertic FX 9.2 eine RockShox Psylo Silver RC montiert ist. Als Dämpfer kommt eine RockShox Deluxe Select zum Einsatz.
Eine weitere Abstufung wird beim Blick auf den Elektroantrieb sichtbar. Dort erhalten Sie einen Bosch Kiox 300 mit der teureren Ausstattung. Beim günstigeren Modell ist das Display ein Bosch Intuvia 100. Mit der Bosch Mini Remote am Lenker und dem Bosch System Controller sind zwei Steuergeräte Teil des Systems. So können Sie das Display bei Bedarf bei beiden E-Bikes zu Hause lassen und haben trotzdem jederzeit den Akkustatus und die gewählte Unterstützungsstufe im Blick.
Fraglicher Preis
Mit seinem Rahmen aus Aluminium und den aufgeführten Antriebs- und Federkomponenten ist das Bianchi E-Vertic FX ein grundsolides Einsteigerrad. Der Preis von 5.749 Euro für den E-Vertic FX 9.1 und 5.349 Euro für den E-Vertic FX 9.2 spiegelt unserer Meinung nach deutlich den prominenten Markennamen wider. Andere Hersteller bieten vergleichbare technische Ausstattung zu deutlich günstigeren Preisen an. Der Rahmen besticht durch sein sehr ansprechendes Design. Allerdings sind weder sein Material noch seine Technologie ein wirkliches Argument, das alternativ die recht hohe Summe rechtfertigen würde. Am Ende werden vielleicht nur echte Fans dieses Angebot nutzen. Alle anderen haben vielleicht beim Garda Trentino Bike Festival oder im Laden um die Ecke etwas Verlockenderes entdeckt.